Vom KulturPreis Europa und einem kritischen Künstler-Journalisten

Zur 10. Ausgabe der BITEI-Festivalbiennale des Theater Eugène Ionesco ging der KulturPreis Europa 2012 des KulturForum Europa (KFE) nach Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau. Biennale und Festivaldirektor Petru Vutcarau wurden „als Kulturbotschafter und Mittler zwischen Ost und West“ für ihre 20 jährigen aktiven Bemühungen um Toleranz, Akzeptanz und interkulturelle Verständigung ausgezeichnet: „Ein kleines Zeichen für die intellektuelle Richtung unabhängigen Theaterschaffens, ein großer und überaus mutiger Schritt vor dem tagespolitischen Hintergrund in der Republik Moldawien sowie den Nachbarn Russland und Ukraine“, so KFE-Präsident Dieter Topp.

Der Einzige, den die Politiker in der Republik Moldau fürchten.

Vasile Botnaru, Jahrgang 1957, Journalist, lebt und arbeitet in Chisinau der Hauptstadt des kleinen Landes, das als Drehscheibe zwischen der EU, USA und Russland ein strategische wichtige Rolle spielt. Als ehemaliger Sowjetbürger arbeitete er als Fotoreporter, der meistens über „Ländliches und den Zoo“ berichteten durfte. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs dann startete seine Karriere bei der ersten unabhängigen Presseagentur, die er zusammen mit einigen Kollegen 1992 gründete. Es folgten Beiträge für Radio Liberty und auch das Staatsfernsehen. Er organisierte u.a. den PRO TV Chisinau Fernsehsender, hielt Kurse, um unabhängige Journalisten zu ermutigen ebenso wie Vorlesungen an der Staatlichen wie auch der Freien Universität Moldawiens. Da Moldau im Mittelpunkt der Ost-West-Drehscheibe zwischen Russland, der EU und den USA steht, bedeutet dies unter anderem, dass es im soziokulturellen Bereich des Landes immer wieder zwischen den jeweiligen Befürwortern zu aktiven Auseinandersetzungen kommt, einem „ost-west Mobbing“, das sich bis hin zum Führen eines jeweils zugehörigen Nummernschilds auf den Fahrzeugen manifestiert. Gelder fließen aus Russland in alle möglichen Projekte, die EU unterstützt im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik um „gemeinsam wirtschaftliche Probleme zu lösen“.

Brühl/Baden Ausstellung kommt im Sommer nach Vettweiß

In diesem Jahr wurde Vasile Butnaru, dem heutigen Chef von Radio Freies Europa aus Chisinau, ein kulturelles Podium in Deutschland geboten. Dem Journalisten, „den die Mächtigen fürchten und ein bildender Künstler, der die Liebe zu seinem Land in Aquarellen visualisiert“ (so Topp), war eine Ausstellung in Brühl (Mannheim) aus Anlass des 20jährigen Kulturjubiläums zwischen dem KulturForum Europa mit Verwaltungssitz in Vettweiß b. Köln und dem Kulturzentrum „Villa Meixner“ gewidmet. Nach Künstlern aus der Ukraine und Polen war mit Botnaru ein weiterer Vertreter aus dem Osten Europas in die Jugendstil-Kulturvilla geladen, der seine Idee von geistiger Freiheit in Verbindung mit positiver Werbung für sein Heimatland transportiert. Die Ausstellung dauert vom 14. Juni bis 14. Juli und wird im Spätsommer dann im Atelierhaus des KFE in der Nähe von Köln auszugsweise zu sehen sein.

Vasile Botnaru hat die jüngere Geschichte Moldaus miterlebt und auch aktiv daran teilgehabt. Gerade deswegen ist seine künstlerische Liebe mit Gebäuden und Plätzen, mit Musik- und Tanzszenen aus dem kleinen, zumeist unbekannten Land, tief verwachsen. „Wein-Theater“ nennt er die Figurinen und Landschaften, die er mit echtem Rotwein in blau-violettem Ton aquarelliert. „Kaffee-Träume“ heißen die Musik- und Tanzszenen, Porträts und nackten Frauenkörper, die mit richtigem Mokka gemalt uns optisch verzaubern. Die Farben entnimmt er Naturmaterialien, so auch Tee und manch anderes Genussvolles, passend zu einem Land, in dem ausgezeichneter Wein fließt. Da leider nicht für den Bürger erschwinglich, so erzählt Botnaru davon und wirbt für ein positiveres Moldau-Image, abweichend vom gängigen Negativ-Klischee.

Der Brühler Bürgermeister Dr. Ralf Göck(l.) lud Botschaftsrat Valeriu Frija (Berlin), KFE-Präsident Dieter Topp und Vasile Botnaru (Chisinau) zum Eintrag ins Goldene Buch ein, in welches schon Steffi Graf, die prominente Bürgerin von Brühl, sich verewigt hatte. (Amtsleiter Lothar Ertl rechts).

 (Foto Christian Bauer)


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